Welten Wege Befindet sich noch im Aufbau.

Logbuch - Eintrag Nr. 3

Manchmal ist kein Lärm zu hören. 
Und doch ist etwas zerrissen. 
Kein Schuss gefallen, und doch liegt  
menschliche Nähe am Boden. 

Es gibt Kriege, 
die schleichen sich durch Türen, 
durch Worte, durch Blicke. 

Und wir merken es erst, 
wenn es zwischen uns still wird – 
nicht aus Frieden, 
sondern aus Entfernung. 


Krieg ohne Schützengräben? Ein Schnitt durch unser Miteinander

Es gibt Kriege, die nicht mit Waffen geführt werden. 
Sie zeigen keine Trümmerlandschaften, keine Explosionen am Horizont. 
Und doch sind sie spürbar – in den Zwischentönen, in Gesprächsräumen, die plötzlich still werden, wenn ein „anderer“ Gedanke ausgesprochen, eine andere Meinung vertreten wird. 

Was geschieht da eigentlich mit uns? 

Immer mehr Menschen berichten, dass sie sich zurückziehen – nicht aus Gleichgültigkeit, sondern aus Sorge, aus Müdigkeit, manchmal aus stiller Verzweiflung. 
Denn das Gespräch, das uns einmal verbunden hat, scheint an vielen Orten ausgehöhlt. 
Nicht selten ersetzt von Haltungen, die weniger auf Austausch als auf Bestätigung ausgerichtet sind. 

Das alte Ideal der freien Rede – es wirkt sehr angeschlagen. 
Und mit ihm das Vertrauen in das Zuhören, das Aushalten, das gemeinsame Ringen um Wahrheit oder um Verstehen. 

Mir begegnet oft das Gefühl: 
Etwas zieht sich zusammen. Etwas verschiebt sich. 
Nicht dramatisch von einem Tag auf den anderen – 
aber wie ein feines Rinnsal, das sich über Jahre durch das Gestein unserer Kultur frisst. 

Manchmal frage ich mich: 
Haben wir das Zuhören verlernt? 
Oder haben wir uns vielleicht ein bisschen zu sehr daran gewöhnt, dass nur das gelten darf, was in vorgefertigte Bilder passt? In Bilder, die durch sog. Leitmedien vertreten werden, bzw. durch Institutionen, die eine große Potenz haben.  

Dabei brauchen wir doch gerade jetzt Räume, in denen nicht gleich geschossen wird – mit Worten, Urteilen, Etiketten. 
Sondern Räume, in denen wieder gefragt werden darf. 
In denen auch ein „Ich weiß es nicht“ einen Platz hat. 
In denen nicht der lauteste Ton, sondern die ehrlichste Suche Gehör findet. 

Vielleicht ist es das, was dieses Projekt – und dieses Logbuch – mitgestalten möchte: 
Einen Raum, in dem Fragen wieder ein Zuhause finden. 
Ein Raum, der nicht trennt, sondern verbindet. 
Ein Raum, der Mut macht – leise, klar, respektvoll. 

Denn eines ist gewiss: 
Ein aufrechter Blick, ein offenes Herz, ein wacher Geist – 
sie bleiben stärker als jede Parole. 


Epilog

Vielleicht beginnt Heilung und Frieden dort, 
wo wir das Schweigen nicht länger als Schutzschild benutzen, 
sondern als Raum, um nachzuspüren und wirklich zuzuhören. 
Wir brauchen keine Schützengräben aus Worten, 
sondern Brücken, die von Herz zu Herz reichen. 
Es ist nicht die lauteste Stimme, die verbindet, 
sondern der Mut, sich selbst zurückzunehmen, 
um den anderen wirklich zu sehen. 
Und vielleicht können wir so Schritt für Schritt 
den unsichtbaren Krieg beenden, 
indem wir wieder lernen, das Gemeinsame zu hören.

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